Die Bibel
Das Christentum ist eine Schriftreligion, d.h. es hat eine Heilige Schrift, die normativen Charakter hat. Die Heilige Schrift
der Christen heißt die Bibel. Diese gilt ihren Mitgliedern als Richtlinie und enthält wichtige, über die Jahrhunderte hinweg
entstandene Glaubenstexte.
Der Name Bibel kommt vom griechischen Wort bīblos und bedeutet Schrift, Brief oder Buch. Sie besteht aus insgesamt
66 einzelnen Schriften unterschiedlicher Länge, Sprache, Herkunft und Alters. D.h. die Bibel ist so was wie eine
Bibliothek. Man kann die einzelnen Schriften nacheinander, aber auch einzeln, in frei wählbarer Reihenfolge lesen. Die
Bibel ist in zwei Hauptteile unterteilt. Es gibt das Alte Testament (AT) und das Neue Testament (NT).
Zum Alten Testament gehören insgesamt 39 Schriften. Man unterteilt es in:Zum Alten Testament gehören insgesamt 39 Schriften.
Man unterteilt es in:
1) Die Geschichtsbücher (1. Buch Mose bis Ester): Sie erzählen von der Geschichte Gottes mit dem Volk Israel.
2) Die Lehrbücher und Psalmen (Hiob bis Hohelied): Hier finden sich Lieder, Gedichte und poetische Stücke. Besonders wichtig sind die
Psalmen, die noch heute im Gottesdienst gebetet werden.
3) Die Prophetenbücher (Jesaja bis Maleachi): Sie berichten vom Auftreten, Handeln und Reden der Propheten im Auftrag Gottes.
Die Schriften des Alten Testaments wurden ursprünglich hauptsächlich auf Hebräisch geschrieben. Sie sind jedoch nicht von einem
einzelnen Menschen abgefasst worden. Wer die einzelnen Verfasser waren, ist nicht immer klar. So suggerieren die 5 Bücher Mose
leicht, von einem Mann namens Mose geschrieben worden zu sein. Tatsächlich jedoch berichten sie auch von dessen Tod (vgl. 5. Buch
Mose 34). Er kann sie daher kaum selbst geschrieben haben. Heute vermutet man, dass die Menschen früher, in Zeiten ohne Schreibmaschine oder gar PC, ihre
Geschichten von den Taten Gottes tradierten, also lebendig hielten und bewahrten, indem sie sie sich gegenseitig erzählten. Nach und nach wurden einzelne
Passagen aufgeschrieben, teilweise bearbeitet, erweitert und gesammelt. So entstanden die einzelnen Texte, die dann später zum Alten Testament zusammengefügt
wurden. Daher liegen zwischen der Abfassung der ältesten und jüngsten Teile des Alten Testaments mehrere Jahrhunderte. Die ältesten Teile des Alten Testaments
wurden wohl schon um 1000 v. Chr., das jüngste Schriftstück dagegen erst im 2. Jahrhundert v. Chr. abgefasst.
Zum Neuen Testament gehören 27 Schriften. Man unterteilt es in:
1) Die Geschichtsbücher (Matthäusevangelium bis Apostelgeschichte): In den Evangelien wird das Wichtigste über das Leben und
Wirken von Jesus Christus verkündigt. Das Wort Evangelium bedeutet frohe Botschaft/Nachricht.
Die Apostelgeschichte berichtet davon, wie diese frohe Botschaft verbreitet wurde und stellt das Leben der ersten Christen dar.
2) Die Briefe (Römer bis Judasbrief): Die Briefe bezeugen den Glauben der ersten Christen. Zudem behandeln sie damals relevante
Glaubensfragen.
3) Das Prophetische Buch (Offenbarung des Johannes): Die Offenbarung beschreibt in Bildern den Kampf und Sieg der Gemeinde
Christi.
Die Stücke des Neuen Testaments wurden ursprünglich auf Griechisch abgefasst. Auch bei dem Neuen Testament handelt es sich um eine Schriftsammlung.
In den Zeiten der ersten Christen, also in den ersten Jahrzehnten und Jahrhunderten nach Jesu Tod, entstanden viele Texte, die Jesu Leben oder Fragen
des christlichen Glaubens und Lebens behandelten. Manche dieser Texte gewannen mit der Zeit immer mehr an Bedeutung. Sie wurden aufgehoben, abgeschrieben,
weitergegeben und z.B. in Gottesdiensten vorgelesen. Doch sie gehörten noch nicht zusammen, d.h. sie wurden noch nicht als das Neue Testament betrachtet. Über
die Jahre kam es dann zu unterschiedlichen Vorschlägen darüber, welche Texte Jesu denn nun für das Christentum verbindlich sein sollten. Am Ende dieses
Prozesses, der mit der Erwähnung der heute festgelegten 27 Schriften in einem Brief des Athanasius aus dem Jahr 367 n. Chr. als abgeschlossen gilt, stand das
Neue Testament. Dessen Texte sind ungefähr auf die Zeit zwischen 50 n. Chr. bis Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. zu datieren.
Die Schriften des Alten und Neuen Testaments sind ursprünglich auf Papyrus, Leder oder Pergament geschrieben worden. Von diesen Originalhandschriften ist leider
keine erhalten geblieben. Jedoch fertigten Mönche im Mittelalter eine Reihe Abschriften an, um so das Wort zu bewahren und es verteilen zu können. Das war eine
sehr mühselige und langwierige Arbeit, so dass es nur wenige, sehr kostbare Exemplare gab. Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Buchstaben von
Johannes Gutenberg vereinfachte die Verbreitung der Bibel dagegen ungemein. Dank Gutenbergs Erfindung konnten Bibeltexte (und auch andere Druckerzeugnisse)
ab ca. 1450 n. Chr. wesentlich schneller vervielfältigt werden. Da die Druckkosten anfangs allerdings noch enorm hoch waren, konnten sich hauptsächlich gut
situierte Menschen eine private Bibel leisten. Als mit der Zeit auf der Grundlage von Gutenbergs Erfindung immer bessere Maschinen entwickelt wurden, wurde der
Druck nicht nur noch schneller, sondern vor allem auch preiswerter, wodurch die Ausbreitung der Bibel immer weiter voranschritt.
Heute gibt es die Bibel nicht nur in diverse Druckversionen, sondern auch in unterschiedlichen Übersetzungen. Insgesamt wurde die vollständige Bibel in über 500
verschiedene Sprachen übersetzt. Einzelne Bücher der Bibel gibt es noch in wesentlich mehr Übersetzungen.
Die bekannteste deutsche Bibelversion ist die Bibelübersetzung von Martin Luther von 1534. Es gibt aber auch noch andere deutsche Versionen. Manche von ihnen
unterscheiden sich z.B. in der Art und Weise, wie der ursprüngliche hebräische oder griechische Text übersetzt wurde. Andere hingegen sind im Blick auf eine ganz
bestimmte Zielgruppe übersetzt und zusammengestellt worden. So gibt es z.B. Kinderbibeln, die oftmals mit viel Bildmaterial und dafür kurzen, prägnanten und leicht
verständlichen Bibeltexten auskommen.
Die Bibel gilt in seinen verschiedenen Übersetzungen und Versionen nicht nur als das wichtigste Buch des Christentums, sondern ist zu gleich das am weitesten
verbreitete Buch weltweit.